Leichtathletik-Verband Nordrhein e.V.

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LEUTE: Dana Bergrath - "Habe viel von Katharina Molitor gelernt"

Freitag, 19. Oktober 2018 10:30
Harald Koken

Dana Bergrath war in der zurückliegenden Saison hinter Europameisterin Christin Hussong und Katharina Molitor die drittbeste deutsche Speerwerferin. Die 24-Jährige, die in Leverkusen über ein Jahr mit der nun vom Leistungssport zurückgetretenen Weltmeisterin von 2015 trainiert hat, schaffte 60,60 Meter – eine Steigerung um fast vier Meter. Das brachte ihr den ersten großen internationalen Einsatz: die Teilnahme an den Europameisterschaften in Berlin.

Gleich zu Beginn der Saison landete Dana Bergrath einen Überraschungs-Coup und trat aus dem Schatten der Etablierten heraus. Am 2. Juni gelang ihr in Offenburg der Vorstoß in neue Dimensionen. Insgesamt flog ihr Arbeitsgerät an jenem Samstag dreimal weiter als die 56,96 Meter, die noch vor Jahresfrist als Bestleistung galten. Für Außenstehende sensationell, von Insidern aber lange erwartet, katapultierte die Speerwerferin vom TSV Bayer 04 Leverkusen ihr Arbeitsgerät erstmals über die Traummarke von 60 Metern. Beim besten Versuch schlug die Speerspitze bei 60,06 Meter auf - die Norm für die Heim-EM in Berlin.
Doch damit nicht genug: Sechs Wochen später segelte der 600-Gramm-Speer in Luzern (Schweiz) gar auf 60,60 Meter. „Mir war klar, dass das irgendwann passieren musste. In den letzten Jahren bin ich durch Verletzungen immer wieder zurückgeworfen worden, hatte häufig kleine Wehwehchen, die mich aufgehalten haben. Dadurch waren die angestrebten Leistungen nicht abrufbar“, blickt Dana Bergrath zurück.

## Vom Vater inspiriert

Schon im Grundschulalter kam sie zur Leichtathletik, inspiriert durch ihren Vater, einst als Sprinter aktiv. „Zunächst habe ich alles Mögliche gemacht, hauptsächlich spielerisch“, erzählt Dana Bergrath. Ihre stärkste Disziplin: der Ballwurf. Bei der DJK Rasensport Aachen-Brand nahm sie zum ersten Mal einen Speer in die Hand. Beflügelt durch die großen Erfolge der Leverkusenerin Steffi Nerius warf sie immer weiter. 2009 – just als ihr Vorbild Weltmeisterin wurde - verbesserte Dana Bergrath den Nordrhein-Rekord der W15 auf 44,80 Meter. Der erste Eckpfeiler einer Karriere, die erst neun Jahre später so richtig ins Rollen kommen sollte.

2010 erfolgte der Wechsel zum TSV Bayer 04 Leverkusen. Sieben Jahre war Nachwuchsbundestrainer Matthias Rau ihr Coach. Im Frühjahr 2017 nahm Helge Zöllkau die Linguistik-Studentin unter seine Fittiche – und Katharina Molitor wurde ihre Trainingspartnerin. Eine Kooperation, von der Dana Bergrath immens profitiert hat. „Wenn man so eine Trainingspartnerin hat, das pusht unheimlich“, offenbart die 24-Jährige. „Ich habe einen vollkommen anderen Blickwinkel auf meine Technik bekommen, wir haben Änderungen am Bewegungsablauf vorgenommen.“

Auch nach dem Karriereende der Weltmeisterin von 2015 ist die Trainingsgruppe stark. Zu ihr gehören unter anderem die Vize-Europameisterin von 2014 und serbische Rekordlerin Tatjana Mirkovic, deren Bestleistung bei 64,21 Metern steht. Hinzu kommen Katrin Missing (noch ART Düsseldorf) und Gwendolyn Fuchs, die bei der U23-DM die Plätze zwei und drei belegt haben.

Bewegungsabläufe noch nicht automatisiert
Dass es beim Saison-Höhepunkt in Berlin alles andere als gut lief, sie im Finale zum Zuschauen verdammt war, wurmt die EM-Debütantin. In der Qualifikation wollte der Speer nicht weiter fliegen als 53,61 Meter. „Bei den Deutschen Meisterschaften war ich ja schon nicht ganz so gut. Da hatte ich Probleme mit meinem Anlauf“, erklärt die DM-Vierte. „Daran habe ich dann gearbeitet, sodass dieser Teil bei der EM ganz gut geklappt hat. Aber ich habe ein paar andere Sachen nicht abrufen können, da sie noch nicht automatisiert sind. Da hat der Kopf nicht ganz mitgespielt“, sagt Dana Bergrath, die nach einem Kreta-Urlaub nun das Training wieder aufgenommen hat.

„Im nächsten Jahr geht es zunächst einmal darum, das Niveau zu festigen und dafür zu sorgen, dass im Training keine Ausfälle entstehen“, blickt die in der 2.000-Seelen-Ortschaft Lammersdorf bei Aachen beheimatete Athletin nach vorn. Potenzial sieht sie unter anderem in der Beinarbeit und beim Abwurf. „Ich bin da noch zu ungeduldig. Anstatt oben zu warten und die Position zu genießen, möchte ich immer möglichst schnell werfen. Dadurch nehme ich mir die Vorteile des Stemmens“, weiß Dana Bergrath, wo der Hebel angesetzt werden muss.

Anvisiert ist ein Start beim europäischen Winterwurf-Cup im März. Angst vor dem neuen Qualifikationsmodus für die Weltmeisterschaften hat Dana Bergrath nicht. „Wir müssen weiterhin Wettkämpfe bestreiten und gute Leistungen liefern, nur dass jetzt das System mit Punkten und Leistungen rechnet. Wer gute Leistungen anbietet, wird wohl genauso gute Chancen auf Nominierungen haben wie bisher. Von daher heißt es ab jetzt an Schwächen zu arbeiten und nach vorne zu sehen“, bleibt Dana Bergrath optimistisch, 2019 den nächsten Coup landen zu können.