Edeltraud Boeck verstorben
Edeltraud Boeck ist am vergangenen Dienstag im Alter von 88 Jahren verstorben. Diese Mitteilung macht betroffen, traurig, nachdenklich.
Die Jüngeren unter uns rheinischen Leichtathleten werden Edeltraud Boeck nicht kennen, den Namen vielleicht einmal aus Erzählungen gehört haben. Für die Älteren war Edeltraud Boeck mehr als ein Name. Nahezu jeder am Niederrhein kannte sie, sie wiederum kannte fast jeden, der sich in der westdeutschen Leichtathletik engagierte, sei es als Trainer, Leichtathletikfunktionär im Verein oder Mitarbeiter in den Gremien der damaligen 14 LVN-Kreise und des Verbandes. Sie war eine Institution.
Die Krefelderin Edeltraud Goerz, so ihr Mädchenname, war schon in jungen Jahren über die Grenzen ihrer Stadt und ihres Kreises Kempen/Krefeld im damaligen LV Niederrhein bekannt. Ihren Mann Reinhard, renommierter Kampf- und Schiedsrichter im früheren TuS 04 Leverkusen, lernte sie auf dem Sportplatz kennen. Ihre gemeinsame Passion, die Leichtathletik, verband sie für ihr Leben lang persönlich und eng.
Auch wenn ihre Ehe kinderlos blieb, war für Edeltraud und Reinhard Boeck die Kinder- und Jugendarbeit zentraler Bestandteil ihres ehrenamtlichen Wirkens. Im Mittelpunkt stand dabei der Stammverein von Edeltraud Boeck, der CSV Crefeld, in dem sie jahrzehntelang als Abteilungsleiterin Leichtathletik die Geschicke lenkte und immer wieder junge Menschen nicht nur an die Leichtathletik heranführte, sondern auch konsequent förderte und viele Erfolge bis zur Bundesebene erfahren konnte. Gerne erzählte sie davon, aber nicht, um mit Erfolgen anzugeben. Klar war sie stolz auf das Erreichte, aber immer schwang das Persönliche ihrer Schützlinge durch ihre Schilderungen. Sie kannte deren persönliche Verhältnisse, die Familien. Sie wusste Gruppen und Mitarbeiter zusammenzubringen und zusammenzuhalten.
Immer wieder im Jahr organisierte sie Sportfeste für Kinder und Jugendliche, zusammen mit ihrem Mann und einem engagierten Team aus Vereinshelfern und Eltern. Den Krefelder Martinscross machte sie zu einer überregional bekannten Traditionsveranstaltung, mit einfachstem Rahmen und herzlichster Atmosphäre. Bis zuletzt war dieser Lauf ihr großes Anliegen, auf der Edelstahl-Kampfbahn, die sie hegte und pflegte. Selten war sie zufrieden mit der Stadt Krefeld über die Pflege und Instandhaltung und ihr großer Traum einer Kunststoffbahn auf ihrer Heimatsportstätte blieb ihr versagt.
Schon 1968 wurde ihre engagierte Arbeit durch die LVN-Goldnadel im LV Niederrhein geehrt. Fast zwangsläufig, dass sie ihr Engagement auch im frisch fusionierten LV Nordrhein einbrachte. Von 1973 – 1978 bekleidete sie im LVN-Jugendausschuss das Amt der Jugendwartin. Mit viel Akribie und Liebe zum Detail. Wettkämpfe waren ihr wichtig und zusammen mit dem ersten Vorsitzenden des LV Nordrhein, Jochen Appenrodt, saß sie bei einigen Verbandsmeisterschaften mit der Stoppuhr auf der Tribüne, um z.B. die Dauer der Abwicklung von Vorläufen zu ermitteln als Grundlage für die Planung von zukünftigen Zeitplänen.
1978 gab sie ihr Ehrenamt im Jugendausschuss auf, zwischenzeitlich mit der DLV-Silbernadel (1971) und der DLV-Goldnadel (1974) geehrt, um auf der LVN-Geschäftsstelle Aufgaben rund um die Meisterschaftsorganisation zu übernehmen.
Ihre Sorgfalt und Unbestechlichkeit in der Meldebearbeitung wurden legendär. Sie beherrschte die Fußbodenfläche als Sortierablage in Perfektion und lieferte immer fehlerfreie Startunterlagen für die Meisterschaftstage ab. Das galt auch uneingeschränkt für Seniorenmeisterschaften, auch wenn sie mit der Senioren-Leichtathletik wenig anfangen wollte. „Die alten Aktiven sollten lieber die Jugend als Kampfrichter unterstützen“, war ihr Credo.
Sie kannte alle Namen, von Athleten wie Vereinsmitarbeitern, und die Jahresstatistik durchlief jedes Mal ihre Kontrolle – und nie ohne Korrektur.
Edeltraud Boeck war ein lebendes Jahrbuch, aber sie war immer den Menschen zugetan. Ihre Vernetzung war bundesweit. Jedes Gespräch mit ihr bot neue Informationen und sie nahm Anteil an den persönlichen Lebenswelten ihrer Freunde und Bekannten. Dabei war sie durchaus wählerisch. Wen sie nicht mochte oder wer gar im sportlichen Sinne betrog, der war bei ihr unten durch. Viele, die den ersten Kontakt mit ihr hatten, konnten sich von ihrem oftmals leicht mürrischen Gesichtsausdruck täuschen lassen. Edeltraud Boeck liebte die Menschen ebenso wie den Sport und immer wieder ließ ihr kurzes und freundliches Auflachen ihre zugewandte und humorvolle Art durchkommen. Sie pflegte Kontakte und die Begegnung mit Menschen, die ihr wichtig waren.
Sie wurde 1998 mit der LVN-Ehrenplakette ausgezeichnet. 2004 erhielt sie das Bundesverdienstkreuz und 2012 verlieh ihr der Deutsche Leichtathletik-Verband den DLV-Ehrenschild. Edeltraud Boeck nahm die Ehrungen mit Stolz entgegen, machte aber ihrerseits kein Aufhebens davon. Sie war auf den Sportplätzen da, aber sie drängte sich nie in den Kreis von Leuten. Die Leute kamen zu ihr.
Nun kann man nicht mehr zu ihr gehen, nun ist sie Geschichte in der Leichtathletik. Und für die, die sie kannten, unvergessen.