Herbert E. Müller vollendet am 12.11. sein 90. Lebensjahr
Herbert E. Müller: 90jähriger Großvater, Seniorenspitzensportler, Mitglied im erlauchten Kreis der deutschen Seniorenleichtathleten des Jahres!
Kurz vor seinem Geburtstag krönte Herbert seine sportliche Karriere in der nun von ihm überholten Altersklasse M85 durch einen 4x400m Weltrekord (WR) im sonnigen Venetien in Italien.
Obwohl Ältester in der Altersgruppe M85 in Venetien behauptete sich Herbert als „European Champion“ bzw. Europameister durch beeindruckende Siege auf den Strecken 200m, 400m und 800m. Gemeinsam mit seinen Kameraden gewann er die Staffeln 4x100m und 4x400m (WR). Doch damit nicht genug. Mit Silber über 1500m und Bronze über 100m sammelte er bei den Europameisterschaften sieben Medaillen und stand fünfmal auf dem Siegerpodest ganz oben, um jeweils bei der Ehrungszeremonie der Deutschen Nationalhymne zu lauschen.
Schmunzelnd erzählte Herbert: „Siege gehören zu den schönsten Momenten im Sport, aber auch unerwartete Erfolge, wie der Bronzeplatz über 100m in Venetien, wo ich mich gegen jüngere starke Konkurrenz in einem packenden und spannenden Wettkampf mit dem 3. Platz behaupten konnte.“
Zahlreiche Rekorde und Ehren
In Deutschland zählte Herbert bereits ab 1. Januar in der Leichtathletik zur Altersgruppe M90. International hingegen führen die Bestenlisten ihn bis zum Geburtstag in der Altersklasse M85. In Deutschland ein Vorteil als junger M90ger, international eine große Herausforderung als alter M85er.
Gleichzeitig in beiden Altersklassen behauptete er sich in diesem Jahr jeweils als wahrer Meister. Seit Januar dominierte er die deutsche M90-Läuferszene mit schnellsten Zeiten, die je in Deutschland in seiner Altersklasse gelaufen wurden. In Stadionwettkämpfen übernahm er die Spitze in der deutschen M90-Bestenliste über 100m, 200m, 400m, 800m und 1500m und in der Halle über 60m, 200m, 400m, 800m, 1500m und 3000m. Das macht 11 Rekorde!
Herberts Medaillensammlung hat Gewicht, zählen doch dazu alleine 87 Medaillen von Europa- und Weltmeisterschaften (50x Gold, 23x Silber, 14x Bronze). An Weltmeisterschaften nahm er allerdings nur teil, wenn sie in Europa ausgetragen wurden.
Den sportlichen Höhepunkt kurz vor Vollendung seines 90. Lebensjahrs bedeuteten dem Grevenbroicher die Europameisterschaften im September in Venetien. Galt es doch unter anderem, als 400m-Titelverteidiger, die jüngere Konkurrenz möglichst „in Schach“ zu halten. Der DLV-Seniorenleichtathlet des Jahres 2017 behauptete sich, wie bereits beschrieben, hervorragend. Herbert ergänzte in den internationalen M85-Rekordlisten seinen noch bestehenden Europarekord über 400m durch den 4x400m-Staffelweltrekord.
Mit dabei: der „Herbert E. Müller Fanclub“
Unterstützt wurde Herbert bei den Europameisterschaften ganz besonders von seinem Facebook-Fanclub, das sind vornehmlich seine Kinder und Enkelkinder. Nicht nur zu Beginn waren sie vor Ort. Zu Herberts großen Überraschung kamen sie erneut vom Bodensee und von Grevenbroich angereist, um an den beiden letzten Tagen die 4x100m- und die 4x400m-Staffelwettkämpfe mit zu erleben.
Herberts Frau Helga verfolgt derweil die Wettkämpfe über das Internet.
Sie bewundert Herberts Gesundheit, Fitness, Durchhaltevermögen und geistige Flexibilität und meint: „Mein Mann ist begnadet, ein Liebling der Götter, und das ist kein Verdienst, aber wunderbar“. Herbert schmunzelnd: „Dann hoffe ich, dass die Götter ihren Liebling nicht zu bald bei sich haben möchten!“
Medieninteresse am hochbetagten Seniorensportler Herbert E. Müller
Herberts jahrelange Spitzenleistungen in der Leichtathletik und sein überaus erfolgreicher sportlicher Einstieg in sein neuzigstes Lebensjahr hatten das Interesse der Wochenzeitung „DIE ZEIT“ geweckt. Die Journalistin Nicola Meier begleitete Herbert zu den Europameisterschaften 2019 in Italien und verfasste „Eine Geschichte vom Altwerden und Jungbleiben“, in der sie Herbert E. Müller mit seinem Staffelteam Fred Ingenrieth, Edi Bscheid und Armin Zosel in den Mittelpunkt stellte. DIE ZEIT erwies dem Team die Ehre, indem sie den Artikel samt ausdrucksvoller Fotos als mehrseitiges Dossier am 26. September 2019 veröffentlichte.
Beruflicher Werdegang
Herbert wuchs mit seinem zwei Jahre älteren Bruder im Kohleabbaugebiet in der Nähe von Köln auf. Sein Vater arbeitete als Steiger im Bergbau. Als dieser früh verstarb, Herbert war damals erst 8 Jahre alt, sorgte seine Mutter dafür, dass ihre Söhne das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Köln besuchen konnten. Nach Abschluss einer Facharbeiterausbildung als Betriebselektriker studierte Herbert an der Staatlichen Ingenieurschule in Köln und später an der RWTH Aachen Elektrotechnik. 25 Jahre arbeitete er bei der EC Erdölchemie GmbH in Köln-Worringen in der Prozessleittechnik. Während des Studiums lernte er seine Frau Helga kennen, mit der er mittlerweile fast 60 Jahre verheiratet ist.
Der 90. Geburtstag
Mit großer Vorfreude sieht er der Feier zu seinem Neunzigsten mit seiner Familie im Kreis der beiden Töchter, dem Sohn und den fünf Enkeln entgegen. Gewaltig freut er sich aber auch auf die Geburtstagsfeier mit seinen vielen Sportfreundinnen und –freunden in einem Restaurant mit dem bezeichnenden Namen „Zeitlos“ mit der Bemerkung: „damit es mir nicht so geht wie Miss Sophie und ich meinen 90. alleine feiern muss.“
Und wie lange möchte Herbert noch Wettkampfsport betreiben?
Mit Sportfreundin Brita Kiesheyer vom CSV Krefeld hat Herbert eine Vereinbarung getroffen: „Wir machen mit dem Sport so lange weiter, bis es unansehnlich wird. Achten wir gegenseitig aufeinander! Wenn der eine dem andern diese Mitteilung gibt, ist der Zeitpunkt gekommen aufzuhören. Daumen rauf oder runter! Bisher ging bei unseren Treffen noch immer der Daumen nach oben!“