Fünf Deutsche Meistertitel und insgesamt 15 Medaillen in Berlin
Am vergangenen Wochenende fanden im Berliner Olympiastadion die 122. Deutschen Meisterschaften im Rahmen der „Finals 2022“ statt. In insgesamt 18 Sportarten wurden die Deutschen Meister gesucht und somit vielen Sportarten eine größere Medienpräsenz möglich. In der Folge wurde auch die Leichtathletik mit Fernsehzeiten und vor allem umfassendem Livestream den Zuschauern zu Hause präsentiert. Leider „verirrten“ sich aber nur wenige Zuschauer live im Stadion, was sicher das Ergebnis von hohen Eintrittspreisen, einem großen Angebot an Sportevents in Berlin und Temperaturen weit über 30 Grad geschuldet war.
Für die Top-Athleten stellt die Saison 2022 eine große Herausforderung dar, da es mit der WM in Eugene (15.-24. Juli) und der dann folgenden Heim-EM in München (15.-21. August) gleich zwei weitere Saisonhöhepunkte gibt. Die Gesamtbilanz für die Athleten des Leichtathletik-Verbands Nordrhein fiel durchaus positiv aus. Mit 15 Medaillen (5/5/5) und 169 Endkampfpunkten konnte man fast eine Kopie des Ergebnis der letzten beiden Jahre liefern.
Bo Kanda Lita Baehre stößt in neue Regionen vor
Sportlicher Höhepunkt war der Deutsche Meistertitel von Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen), der mit 5,90m im Stabhochsprung in neue Sphären vorstieß. Aktuell belegt der Leverkusener mit dieser Höhe Rang drei in der Weltbestenliste und gibt folglich Hoffnung für Eugene und München. Trainingspartner Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen) gewann mit 5,70m Bronze und zeigt auch wieder einen klaren Aufwärtstrend. Rechtzeitig zur nächsten EM-Saison wieder in Form kommt Mateusz Przybylko (TSV Bayer 04 Leverkusen) im Hochsprung. Nach drei etwas schwierigeren Jahren überwand der Europameister des Jahres 2018 im Berliner Olympiastadion erstmals wieder die 2,30m, musste sich hierbei aber den Titel mit Tobias Potye (LG Stadtwerke München) teilen. Sein Coach Hans-Jörg Thomaskamp traut seinem Schützling hier im Laufe des Sommers aber noch weitere Steigerungen zu und bescheinigt eine exzellente Form. Ebenfalls überzeugen konnte Przybylkos Trainingspartnerin Bianca Stichling (TSV Bayer 04 Leverkusen) bei ihrem Hochsprungsieg der Frauen mit 1,87m. Der vierte Deutsche Meistertitel für den TSV Bayer 04 Leverkusen ging an Marlene Meyer. Die Athletin von Coach Markus Irrgang war auf den Punkt topfit und steigerte sich auf tolle 13,15s über die 100m Hürden. Zwei weitere Medaillen gingen an die Leverkusener Hürdengruppe: Franziska Schuster (TSV Bayer 04 Leverkusen) gewann in Bestzeit von 13,32s Bronze und Tim Eikermann (TSV Bayer 04 Leverkusen) gewann in 13,78s (HF 13,66s) bei den Männern Silber.
Hitzebedingungen machen machen den Läufern das Leben schwer
Schwer hatten es bei der Gluthitze im Berliner Olympiastadion an diesem Wochenende die Läufer. Einsam vorneweg zog Lea Meyer (ASV Köln) ihre Runden über 3000m Hindernis. Gesa Krause, als die dominierende Hindernisläuferin der letzten Jahre, verzichtete krankheitsbedingt auf die Deutschen Meisterschaften, so dass Meyer „leichtes Spiel hatte“ in Berlin den Deutschen Meistertitel zu holen. Wer aber das Rennen in 9:32,44min, nur 5 Sekunden über der Bestzeit der Olympiateilnehmerin des letzten Jahres, gesehen hat, der weiß, was Meyer dieses Jahr drauf hat. Emotional war dieser Titel für Meyer, da es nach dem ISTAF im letzten September das erste Rennen im Berliner Olympiastadion ohne ihren langjährigen Coach Henning von Papen war, der leider im Januar diesen Jahres verstarb. Eine weitere Medaille für die Läuferinnen des ASV Köln gab es für Vera Coutellier, die nach drei Jahren hintereinander mit der Silbermedaille über 1500m sich dieses Mal in einem taktischen Rennen mit Bronze in 4:23,76min zufrieden geben musste. Nachdem Frederik Ruppert (SC Myhl LA) vor wenigen Wochen fulminant die Norm für die Weltmeisterschaften über 3000m Hindernis unterboten hat, musste er sich im Berliner Olympiastadion in 8:28,90min dem Serienmeister Karl Bebendorf (Dresdner SC 1898) geschlagen geben. Dennoch war sein Coach Harald Eifert nicht unzufrieden, hatte doch sein Sportler Bebendorf mit abwechselnder Führungsarbeit zu einer schnellen Zeit bei diesen schwierigen Bedingungen verholfen.
Drama auf der Laufbahn um 200m-Sprinter Joshua Hartmann
Im Lager der Sprinter wurde das Wochenende von dem tragischen Ende der 200m-Konkurrenz überschattet: Joshua Hartmann (ASV Köln) hatte am Samstag auf einen 100m-Start verzichtet um sich ganz auf die 200m-Konkurrenz zu konzentrieren. Mit einer neuen Bestzeit von 20,41s konnte er im Vorlauf bereits glänzen und erfüllte erstmals die Norm für die Europameisterschaften in München. Doch kurz nach dem Rennen wurde eine Disqualifikation wegen berühren der Bahnbegrenzung ausgesprochen. Einem Protest seines Trainers Jannik Engel wurde stattgegeben, da die Lage nicht eindeutig war. Im Finale einige Stunden später wurden dann gleich drei Sprinter wegen Fehlstarts disqualifiziert. Hartmann sah beim vierten Startversuch dann in der exzellenten Zeit von 20,32s wie der sichere Sieger aus und freute sich überschwänglich über seinen ersten Deutschen Meistertitel „bei den Großen“. Doch auch hier wurde wenige Minuten nach dem Finale eine erneute Disqualifikation wegen der Berührung der Linie ausgesprochen. Auf einen Protest wurde verzichtet, da die Lage dieses Mal eindeutig war. Schade für den Sportler des ASV Köln, aber die starken Zeiten in Berlin sollten genug Auftrieb für die nun folgenden internationalen Aufgaben geben. Es gab aber auch sehr positive Überraschungen aus der Trainingsgruppe von Jannik Engel zu berichten. Mit tollen Steigerungen waren in den letzten Wochen bereits die beiden Langsprinterinnen Judith Franzen und Annkathrin Hoven (beide TSV Bayer 04 Leverkusen) aufgefallen. In Berlin konnten sie sich im Finale auf 52,27s (Franzen) und 52,64s (Hoven) steigern und Franzen eine unerwartete Silbermedaille gewinnen, während Hoven fünfte wurde.
Zwei weitere Medaillen gingen an zwei Leverkusener Hammerwerferinnen: In einem Zentimeterkrimi gewann Michelle Döpke (65,51m) vor Carolin Paesler (65,49m) die Silbermedaille. Eine weitere Silbermedaille gab es durch Ex-Europameisterin Kristin Gierisch mit genau 14,00m im Dreisprung.